Ein Jahrhundert der Hochwasser?
Der Ausdruck „Jahrhunderthochwasser“ wird in der letzten Zeit oft bemüht, in den Nachrichten, Meldungen und Berichten. Ich frage mich aber, ob er noch den Kern der aktuellen Entwicklung trifft und die Situation richtig beschreibt?
Ruft man sich die „Jahrhunderthochwasser“ allein der letzten 3 Jahre (nur in Deutschland !!! ) nochmal kurz ins Gedächtnis zurück, dann sieht das so aus:
2021 – Juni : das Ahrtal und Teile von Rheinlandpfalz mit unglaublicher Wucht erwischt -> Artikel (externer Link)
2023 – Oktober: die schleswig-holsteinische Ostseeküste, Orte wie Arnis, Dump, Kappeln, Lübeck und viele andere stehen -> Artikel (externer Link)
2023 – Winter 23/24: Winterhochwasser fast aller niedersächsischer Flüsse: Weser, Aller, Wümme, Leine…. eine niedersächsische Seenlandschaft -> Artikel (externer Link)
2024 – Mai: Extremwetter im Saarland -> Artikel (externer Link)
2024 – Juni: Überschwemmungen, Starkregen, Hochwasser in Bayern und Baden Württemberg -> Artikel (externer Link)
Wer sich die Bilder und Berichte dieser Liste kurz anschaut (machen Sie es ruhig, es hilft beim Verständnis …!!), muss sich fragen, handelt es sich um eine Reihe von „Jahrhunderthochwassern“ oder vielleicht doch eher um ein kommendes „Jahrhundert der Hochwasser“?
Eigentlich kann doch jeder Mensch sehen und verstehen, dass der menschengemachte Klimawandel auf uns zurollt und die Natur darüber nicht verhandelt – wie es so treffend heißt.
Für mich stellt sich eine einfache Frage: warum sollte Neu Wulmstorf davon ausgenommen sein? Das Karussell oder Roulette aus „ortsfesten“ Hochs und Tiefs wird schon dafür sorgen, das es anders kommt, als wir es heute denken. Wer es nicht glauben will, sollte sich erinnern das schon 1962 die Kühe tot im Elbwasser nördlich des Bahndammes trieben…..
Wie sieht unser Ort im Vergleich zu 1962 aus?
Natürlich viel „schöner“, viel moderner, attraktiver und und und
Aber auch viel stärker versiegelt, die Bachläufe begradigt oder unterirdisch. Der Anteil bebauter Fläche durch Gebäude / Strassen / Plätze hat rasant zugenommen. Landwirtschaft hat Moorbereiche, Überflutungsflächen, Auen zu Obstbau- und Acker- oder Grünland gemacht.
Wo werden die Wassermassen eines Extremereignisses sich bei uns im Ort sammeln? Welche Keller / Garagen / Häuser / Gärten saufen ab, welche bleiben trocken. Darüber kann man nachdenken.
Zum Glück sind wir heute in der Situation das wir uns darüber noch VOR dem Ereignis Sorgen und Gedanken machen können. Ist das Ereignis erst Realität geworden, haben wir circa 2 Jahre Aufräumarbeiten in Schlamm, Gestank, Müll, nassen Häusern und kontaminiertem Dreck vor uns. Danach kann man sich wieder der gedanklichen Vorsorge zuwenden. Deshalb gilt es zeitnah nachzudenken, wo Flächen entsiegelt, Überflutungsräume geöffnet und Schutzmassnahmen ergriffen werden können.
Wir, die Aktiven vom KlimaTeam Neu Wulmstorf, haben uns vorgenommen, im Vorfeld Veränderungen einzuleiten und Umdenken zu praktizieren. Privat, im öffentlichen Leben, in der Politik und Verwaltung – gemeinsam für Neu Wulmstorf.
Titelbild: Olle August via Pixabay