Biogarten Paradies:
Jahresrückblick und Frühjahrspläne
Vor einer Woche fanden sich die Mitglieder des Biogarten Paradies zum ersten Planungstreffen in diesem Jahr in den Räumlichkeiten des Courage e.V. ein, um neue Ideen und Vorschläge zu sammeln, aber auch um Bilanz aus der vergangenen Saison zu ziehen. Auch hier auf der Webseite des KlimaForums möchten wir das letzte Gartenjahr noch einmal ein wenig Revue passieren lassen und Sie jetzt zum unmittelbar bevorstehende Frühlingsstart in unsere neuen Pläne einweihen.
Rückblick auf das letzte Gartenjahr
In gut gelaunter Atmosphäre blickten wir am Nachmittag des 13.02.2023 noch einmal auf das vergangene, erste vollständige Jahr dieses noch jungen Gemeinschaftsgartens zurück. Was lief gut, wo gab und gibt es Bedarf zur Nachbesserung oder Veränderung?
Gemüseanbau mit Tücken
Ein elementares Projekt war das große Gemüsebeet im hinteren Teil des Gartens, das nach den Prinzipien von Gertrud Franck, der Begründerin der Reihenmischkultur, angelegt wurde.
Die Regeln sind zunächst simpel: Es gibt 3 verschiedene Typen von Reihen, die sich in einer von Franck festgelegten Abfolge wiederholen. In jeder der Reihen wachsen Planzen, die einer bestimmten Gruppe angehören. Jede Gruppe hat eine oder mehrere Gemeinsamkeiten wie z.B. die Wuchshöhe, die Kulturdauer oder die Pflanzenfamilien. Zwischen den Reihen gibt es jeweils einen Abstand von 50cm, der stets reichlich mit pflanzlich-organischem Material gemulcht werden sollte (z.B. mit Rasenschnitt, Stroh oder auch gejähteten, verwelkten Beikräutern). Diese schmalen Streifen dienen gleichzeitig als Laufwege.
Die Planung muss, wenn sie sorgfältig durchgeführt wird, im Prinzip nur ein einziges Mal gemacht werden. Im Folgejahr wird jede Reihe um 25cm (also eine halbe Reihenbreite) nach rechts verschoben. Dort, wo zuvor ein Jahr lang ausschließlich gemulcht wurde, befindet sich nun die neue Kultur. Dadurch ergibt sich eine günstige Fruchtfolge und eine optimale Lichtausbeute für alle Pflanzen. Bodenkrankheiten werden vermieden und die Erde wird nicht einseitig ausgelaugt. So jedenfalls die Theorie!
In der Praxis hatten wir Schwierigkeiten, an genügend Mulchmaterial zu kommen. Die Folge: ein sonst pflegeleichtes, weil größtenteils ständig bedecktes Beet musste unermüdlich gejähtet werden und trocknete schneller aus, was wiederum zu einem erhöhten Gießaufwand führte.
Gefräßige Gäste
Dann waren da noch die Schnecken. Direktaussaaten, wie Getrud Franck sie in ihrem Garten fast ausschließlich praktizierte, waren bei uns eigentlich gar nicht möglich, da die Nacktschnecken innerhalb weniger Tage darüber herfielen. Selbst vorgezogene, kräftigere Pflanzen wurden stellenweise bis zum letzten Blatt vertilgt. Nachpflanzungen hatten ebenfalls kaum eine Chance und mit schmackhaften Beipflanzungen wie Tagetes ließen sie sich auch nicht vom saftigen Grün weglocken. Im Schatten der Blätter einer einzigen kleinen Salatpflanze entdeckten wir einmal über 10 Nacktschnecken. Da fällt selbst dem entspanntesten Biogärtner das „Ruhigbleiben und Weitermachen“ schwer.
In den Schatten gestellt
Ein weiteres „Experiment“ war das sogenannte “Milpa-Beet”, eine Mischkultur der Majas. Die „Drei Schwestern” – Mais, Bohnen und Kürbispflanzen – wachsen in enger Gemeinschaft und unterstützen sich gegenseitig in ihrem Wachstum, sowie in ihrem Nährstoff-, Wasser- und Lichtbedarf. Leider war der Standort ungünstig. Die Bäume im Garten ließen nur für wenige Stunden die Mittagssonne durch. Eigentlich bräuchte man für diese Pflanzen aber einen vollsonnigen Platz. Der Mais tat sich daher trotz Voranzucht schwer und blieb viel zu klein. Dadurch hatten die Bohnen kein Rankgerüst und überwucherten wiederum den Mais, der deshalb zusätzlich ausgebremst wurde.
Störenfriede
Zu allem Übel hatten wir auch mehrere Fälle von Vandalismus im Garten. Dabei wurden fast alle jungen Kürbisse mutwillig zerstört. Die selbst gebastelten Ollas – Bewässerungstöpfe aus Ton, die neben den Wurzelballen der Kürbispflanzen eingegraben waren – wurden ausgebuddelt und zerbrochen. Auch das bereits oben genannte Reihenmischkulturbeet blieb nicht verschont. Die wichtigen farblichen Markierungen für die unterschiedlichen Reihen wurden aus dem Boden gezogen und auf dem Gelände verteilt, Tomaten abgerissen und umher geworfen. Wäre das Gemüse doch wenigsten geklaut und gegessen worden… so konnten die traurigen Überreste nur noch dem Kompost einen letzten Dienst erweisen.
Gute Nachbarschaft
Es gab aber auch echte Erfolge und viele schöne Momente: die direkte Nachbarschaft zu den Laurens-Späthmann-Häusern, eine integrative Wohn- und Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderung, entwickelte sich zu einem Glücksfall. Die Bewohner*innen haben uns im vergangenen Jahr nicht nur regelmäßig besucht, sondern auch kräftig mit angepackt und v.a. jedes Mal ganz viel gute Laune mitgebracht. Als Highlight wird uns da unser Kartoffelerntefest noch lange in Erinnerung bleiben. Das hat nicht nur Spaß gemacht, wir hatten auch eine ausgesprochen ertragreiche Ernte.
Neue Ideen für die bevorstehende Saison
Trotz einiger Rückschläge war das erste vollständige Gartenjahr für uns ein Gutes, und wir haben aus den gemachten Erfahrungen, besonders aus den weniger angenehmen, einiges gelernt.
So werden wir das Mischkulturbeet um ein Viertel verkleinern und östlich davon Hochbeete anlegen. Außerdem haben wir die Beetplanung noch übersichtlicher und genauer gestaltet. Da wir außerdem früher im Jahr mit der Aussaat starten können, werden wir hoffentlich auch durch die Vorkultur von Spinat mehr Mulchmaterial selbst herstellen können.
Für alle Neugierigen: eine Übersicht, was dieses Jahr bei uns wann und wo wachsen soll, können Sie sich als Pdf-Datei kostenlos herunterladen.
Was mit der Fläche des ehemaligen Maja-Beetes in Zukunft passiert, ist noch offen. Möglich wäre hier, weitere insektenfreundliche Stauden zu pflanzen und diese mit einjährigen Sommerblumen und heimischen Blühpflanzen zu ergänzen. Eine andere Idee ist die Anlage eines Sandbeetes für Sandbienen.
Was in der Planung hingegen schon weiter fortgeschritten ist: An der Stelle des kreisrunden Kräuterbeetes im Herzen des Gartens werden wir eine trocken gemauerte Kräuterspirale bauen. Die macht nicht nur optisch was her, sie bietet auch den verschiedenen Kräuterarten optimale Bedingungen durch unterschiedliche Standorte und Bodenqualitäten. Außerdem dienen die Fugen zwischen den Steinen Kleintieren und Insekten als Unterschlupf.
Des Weiteren haben einige Mitglieder des Gemeinschaftsgartens im Winter die Bäume, welche den Garten umgeben, kräftig beschnitten und überhängende Äste entfernt. So dürfte in diesem Jahr deutlich mehr Licht und Regen in die Beete und an die Pflanzen gelangen. Das dabei angefallene Schnittgut wurde direkt weiterverwertet: größere Äste dienen nun den Beeten in der Mitte als Einfassung, kleinere Äste wurden zur Erweiterung der Totholzhecke (auch Benjeshecke genannt) verwendet. Die Einfassung des Geländes wurde außerdem mit einem aus lebenden Weidenzweigen gewobenen Zaun und Tunnel an der Grenze zum Bolzplatz ergänzt. Mit etwas Glück werden schon im Frühjahr frische, grüne Blätter austreiben.
Vom Anlegen der Beete und Biotope, über das Aufstellung des Gerätecontainers und die Installation der Pumpe, bis hin zur Organisation und Realisation von Vorträgen im Familienzentrum, wir haben in nur einem Jahr mit einer kleinen aber feinen Gruppe von engagierten Menschen schon erstaunlich viel erreicht. Nun freuen wir uns darauf, wieder richtig loslegen zu können.
Schauen Sie doch einfach mal ab März bei uns vorbei. Wir sind (fast) jeden Sonntag zwischen 11 und 13 Uhr im Garten (externer Link zu GoogleMaps) und freuen uns immer über neugierigen Besuch und neue Gesichter. Bei Interesse am Mitgärtnern kontaktieren Sie uns gerne.
Bis hoffentlich ganz bald, Ihr
Anne Pelz
Anne Pelz ist Web-Administratorin des KlimaForums Neu Wulmstorf und gestaltet zudem aktiv den Biogarten Paradies mit - sowohl im "realen Leben", als auch virtuell auf Instagram. Mit ihren zwei Kindern und Hund Paul lebt sie im Apfelgarten in Neu Wulmstorf. In ihrer Freizeit erkundet sie gerne wandernd oder walkend Moor und Heide.